Sonntag, 13. März 2016

Schnittmusteranpassung bei kleiner Oberweite: SBA

Meike hat kürzlich auf ihrem Blog eine Reihe mit Erläuterungen zum Thema Schnittmusteranpassung gestartet. Bereits erschienen sind Grundlagen und LängenanpassungenFBA und SBA,das sind Änderungen bei großer bzw. kleiner Oberweite, und Abnäherverlegung. Die Full Bust Adjustment hat sie detailreich erklärt, aber zur Small Bust Adjustment könnte man noch etwas mehr sagen.
Ich werde mich daran versuchen, da ich diese Schnittmusteranpassung schon mehrfach für meine Kleidung durchgeführt habe.

Ein guter Start ist, sich zunächst Meikes Post durchzulesen, wo sie die Grundlagen erklärt. Als ich meine erste SBA machen wollte, habe ich das Burdabuch "Nähen leicht gemacht" zu Rate gezogen, wo am Ende der FBA nicht viel mehr als der lapidare Satz geschrieben steht: Die Änderung erfolgt genau entgegengesetzt. Aha.

Nun mal Butter bei die Fische!

Entgegengesetzt, das heißt, da, wo bei der FBA das Schnittmuster gespreizt wird, schiebt man bei der SBA die aufgeschnittenen Kanten übereinander. Wieviel das zu sein hat, kann man durch Ausmessen des eigenen Oberkörpers ermitteln (wie in Meikes Post beschrieben) oder man probiert es an (Probe-)Modellen aus und bekommt dann einen Erfahrungswert.

Änderung bei Oberteilen ohne bzw. mit Brustabnäher von der Seite:

Ich starte mit Meikes Skizze:


Für die SBA schneidet man genauso ein:



Auf meinem Foto sieht man eine weitere Linie, auf die ich gleich zurückkomme. Nun schiebt man das seitlich Teilstück in Richtung der VM und achtet darauf, dass man parallel zum FL bleibt. Der Einschnitt in der Höhe des gedachten oder existierenden Brustabnähers schiebt sich ebenfalls zusammen.



Auf diese Weise wurden Länge und Weite reduziert. Zu Egalisierung der unteren Kante schneidet man das Schnittmuster an der eingezeichneten Querlinie auf und schiebt die Teile so übereinander, dass die Länge wieder gleich ist. Bei einer einfachen, geraden Kante bzw. Saum könnte man auch einfach unten das Überstehende abschneiden, aber bei gebogenen Kanten, Falten etc. empfiehlt sich das nicht.
Da das VT nun an der Seitennaht um einen kleinen Betrag kürzer ist als das RT, an das es angenäht wird, muss man diese Differenz ausgleichen. Wie man das macht, hängt vom Modell und Stoff bzw. dessen Muster ab. Bei einfarbigem Stoff hat man da mehr Freiheiten als bei einem Karo, zum Beispiel. Denkbar ist, die hintere Mehrlänge in der Seitennaht einzuhalten oder man kann die Taillennaht leicht gebogen zeichnen, um seitlich die Länge des RT zu erreichen.
Das VT ist jetzt auch an der unteren Kante um einen kleinen Betrag schmaler geworden. Bei einer legeren Bluse muss man wahrscheinlich gar nichts tun. Wenn aber die Weite am Saum nicht mehr ausreicht oder an der unteren Kante ein Schnittteil angesetzt wird, gibt man am VT unten an der Seitennaht den weggenommenen Betrag zu und lässt nach oben hin auslaufen.


Änderungen bei Oberteilen mit Brustabnäher im Armloch:

Zum Beispiel bei diesem Modell:

(burdastyle 06-2004)

Bei dieser Änderung muss man beachten, dass sich die Größe des Armlochs verändert, da man die Abnähertiefe reduziert.



Parallel zur VM eine Linie von der Schulter bis zur unteren Kante ziehen, die knapp an die Abnäherspitze stößt. Von unten bis knapp an die Schulter ein- aber nicht durchschneiden. Ebenso die Mitte des Abnähers bis knapp vor die Spitze einschneiden. Am langen Einschnitt die beiden Teile um den gewünschten Betrag übereinander schieben und fixieren; dabei verkleinert sich auch der Abnäher, was das Armloch verkleinert. Deshalb das Armloch soviel vertiefen, dass die alte Größe wieder erreicht wird. Kettenreaktion: nun ist die Seitennaht kürzer (auf meinem Foto komischerweise nicht zu erkennen). Ausgleich: siehe oben.

Änderungen bei Oberteilen mit Prinzessnaht:

Hier habe ich es mir in der Vergangenheit immer recht einfach gemacht, in dem ich lediglich an der Verbindungsnaht der beiden Vorderteile Weite weggenommen habe.

Aber auch das Vorgehen nach "Lehrbuch" ist recht einfach:


Man schneidet wie auf der Skizze zu sehen an beiden Schnittteilen ein und schiebt übereinander.

Änderungen bei besonderen Brustabnähern:

Hier wird es schwieriger - dachte ich zunächst.
Ich habe mich eimal erfolglos am "Jumper" aus burdastyle 09-2012 Mod. 106 versucht; er hat französische Brustabnäher:


Man sieht auf der technischen Zeichnung, dass der Abnäher tief an der Seitennaht beginnt und bogenförmig bis zum Brustpunkt verläuft. Quasi Brustabnäher und Taillierung auf einen Streich. Sehr kleidsam und eigentlich ein Designelement. Für meinen ersten Versuch an diesem Modell habe ich einen schwereren schwarzen Baumwollpikee verwendet, dessen Farbe gnädigerweise vertuscht, dass der Abnäher für meine Verhältnisse zu groß ist. Da ich das als nicht so gravierend eingeschätzt hatte, habe ich mir einen zweiten Stoff gekauft für ein weiteres Modell. Da hat sich dann deutlich gezeigt, dass ich dieses Oberteil unverändert nicht tragen kann und ist in der Mülltonne gelandet. Doch ich wollte nicht aufgeben und habe versucht, den Schnitt zu ändern.

So bin ich vorgegangen:

Den Abnäher in der Mitte bis kurz vor die Spitze einschneiden. Die weiteren Einschnitte wie in den oberen Skizzen durchführen. Wie gehabt übereinander schieben und zusammenkleben.

 

Am Schnittmuster sieht das dann so aus:


Beim Absatz an der unteren Kante wieder wie weiter oben beschrieben verfahren.

Ich habe noch eine weitere Variante gefunden:
Einen langen, zur VM parallel verlaufenden Einschnitt machen wie bei der Variante "Abnäher im Armloch" und den Abnäher wie im obigen Bild in der Mitte einschneiden.

 


Zunächst durch die Abnähertiefe reduzieren. Dann das linke Teilstück über das rechte schieben bis die untere Kante wieder geschlossen ist. Die nun gebogene Saumlinie begradigen. Bei meinem Schnittmuster habe ich dadurch 1cm Länge reduziert, jedoch die Länge der Seitennaht gehalten. Schließlich habe ich noch den Brustpunkt überprüft und den Abnäher um einen guten Zentimeter nach unten versetzt.

Ich habe sogar noch eine dritte Variante gefunden, glaube aber, dass sie komplizierter ist und lasse sie deshalb hier weg.

Fazit: Nachdem ich mich mit diesem Thema intensiv beschäftigt habe, finde ich das Ganze gar nicht mehr so kompliziert. Aber dennoch: Bislang habe ich das so geänderte Schnittmuster noch nicht umgesetzt. Ich warte nun einmal auf Kommentare; vielleicht gibt es bessere Ideen oder Fehlerkorrekturen. Dann werde ich den Jumper (so heißt er bei mir) selbstverständlich nähen und hier im Blog zeigen.

Andere Änderungen bei kleiner Oberweite:

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man bei tiefen V-Ausschnitten, wie bei gewickelten Oberteilen, im Ausschnitt Weite wegkneifen sollte, damit sie nicht aufsperren. Fotos dazu finden sich in einem der Links unten in der Liste.

Bei kompliziert konstruierten Schnitten, wo sich die erwähnten Änderungsverfahren nicht ohne Weiteres anwenden lassen, lohnt sich eine gründliche Suche im Netz. Bei meiner Recherche zum Thema bin ich auch auf Anleitungen gestoßen, die die SBA an konkreten Modellen durchführen.

Linksammlung:

Dafür komme ich auf die Firma burda zurück, über die ich mich zu Beginn beklagt habe. Die Lücke in meinem Burda-Anleitungsbuch wird inzwischen durch ein Tutorial auf der Homepage gefüllt (vielleicht auch in einer neueren Auflage des Buchs - ich habe eine ältere):

Burda-Workshop: Der Busen ist zu klein. (Na ja, ich habe den Titel nicht gemacht.)

Auf dem Blog von Megan Nielsen Patterns wird die SBA zwar an einem Modell aus deren Sortiment erklärt, ist aber auch allgemein anzuwenden (Englisch).

Bei SewAlongs with Colette Patterns gibt es ein SBA-Tutorial zum Kleid Myrtle, das jedoch ebenfalls übertragbar ist. Hier ist außerdem das Ausmessen der Oberweite mit Fotos erklärt (Englisch).

Dixie DIY.com zeigt die SBA bei einem Oberteil mit zwei Abnähern und verwendet sehr klare Skizzen, wie ich finde (Englisch).

In Melly Sews Post über Oberweiten-Änderungen kann man FBA und SBA nachlesen. Hier wird auch die Änderung bei Wiener- bzw. Prinzessnähten gezeigt (Englisch).

Der Blog von by hand London zeigt die SBA gleich dreimal: beim Anna Dress, bei dem das VT unten zwei große Falten hat, die von den Änderungen betroffen werden. Vielleicht kann man sich für andere, ähnliche Modelle etwas abgucken. Und hier gibt es Hinweise für eine SBA bei einem Bustier-Oberteil. Bei den Erläuterungen zum Flora Dress sieht man sehr schön, dass Brustpunkt und Abnäherspitze nicht identisch sind, was bei Oberweitenänderungen nicht ganz unwichtig ist (Englisch).

Eine Bloggerin aus Kanada zeigt in drei Beiträgen (12) ihre Small Bust Adjustments. Nr. 2 bezieht sich auf das Vogue-Modell 5611. In einem dritten Post berichtet sie von ihrem Vorgehen bei einem Neckholder Oberteil.

Hier habe ich alle Posts von The Slapdash Sewist mit dem Label SBA rausgesucht.  Eine recht ergiebige Sammlung. Hier erklärt sie z.B. das Kneifen in Ausschnitten, das ich weiter oben schon erwähnt habe (Englisch).

Bei Pinterest habe ich auch etwas gefunden und wenn man bei You Tube  mit "Small Bust Adjustment" sucht und dann alles ignoriert, was nichts mit Nähen zu tun hat, bleibt noch Info für uns übrig.

So. Ich möchte jetzt ausdrücklich erwähnen, dass meine Anleitungen "ohne Gewähr" sind, da vielleicht lückenhaft oder nicht fehlerfrei. In diesen Fällen bitte ich um Korrektur, die ich dann nachträglich im Post einbauen werde.

Danke an Meike, die mich mit ihrer Initiative "Schnittanpassungen" zu diesem Tutorial verleitet hat.

Mittwoch, 9. März 2016

Me Made Mittwoch: Noch 'ne Bluse

Das trage ich heute (na, fast):

 


Fast, das heißt, die Fotos habe ich schon vor kurzem gemacht, da ich wusste, dass ich die Bluse posten wollte. Heute trage ich sie, nur anders kombiniert. Im Foto mit dunkelblauer (selbstgenähter) Hose, heute mit (selbstgenähten) Jeans.

Diesen Schnitt habe ich schon häufig genäht: burdastyle 03-2003-115; hier ist eine Version und hier eine weitere. Komisch, ich meine, ich hätte noch weitere Modelle nach diesem Schnitt gepostet, finde sie jedoch im Moment nicht - ich sollte wohl 'mal die Liste meiner Schnittbesprechungen prüfen. Jedenfalls ist dort dieser Schnitt der älteste in der Liste.

Der Stoff ist ein sagenhaft weicher Feinst-Cordsamt aus 65% Baumwolle und 35% Seide, den ich vor einiger Zeit bei Anita Pavani gekauft habe. Den Stoff sehen, befühlen und kaufen war wahrscheinlich eine Angelegenheit von zwei Minuten. Ich brauchte nicht zu überlegen - den Stoff wollte ich haben! Er ließ sich wunderbar verarbeiten; genäht habe ich im Januar.

Die Me Made Mittwoch-Kleidung der anderen Hobbyschneiderinnen kann man sich hier ansehen.