Sonntag, 30. April 2017

Stoffspielereien im April 2017: Alte Techniken

Das vorgegebene Thema für die Stoffspielereien im April 2017 heißt: seltene Techniken.
Das ist bei mir: Jogakbo oder Pojagi.



Zwei Begriffe für die selbe Technik, die aus Korea stammt. Ich hatte noch nie etwas davon gehört bis ich vor einiger Zeit mal in Gabis Blog "made with Blümchen"über diese Namen gestolpert bin und ich konnte gleich ihre Erfahrung bestätigen: Einmal Bilder im Netz aufgerufen, kann man Stunden damit verbringen, sie zu betrachten.

Häufig wird diese Art von einlagigem Patchwork mit halbtransparentem Stoff für Gardinen verwendet (haben mir viele Fotos verraten) und da ich gern neue Gardinen fürs Schlafzimmer hätte, stand der Plan schnell fest: Pojagi-Gardinen aus Ramie in zwei Farben mit dazwischen gestreuten Siebdruckmotiven. Für das Fenster wird es drei Panels geben, in dem jeweils ein Pojagi-Streifen von zwei durchgehenden und ungepatchten Stoffstreifen eingerahmt wird.

Wie macht man Pojagi bzw. Jogakba? Man näht wie beim Patchwork einzelne Stoffstücke aneinander. Da jeweils zwei Nähte für eine Verbindung gemacht werden, sind, ähnlich wie bei einer Kappnaht, beide Stoffseiten sauber. Das ist hier wichtig, denn Pojagi besteht nur aus einer Stofflage. Bei diesen "Kappnähten" liegen vier Stofflagen übereinander, was dem Ganzen die Optik von Tiffany- Glaskunst gibt. Traditionell näht man mit der Hand; das habe ich sofort für mich verworfen, denn das würde bei mir eine Ewigkeit dauern. Aber es gibt auch Anleitungen für das Nähen mit der Maschine: hier und hier.

Mein Stoff ist ein halbtransparenter Ramie, den ich bei Pavani gefunden habe. Weiß und hellgrau hat für mein Vorhaben genau gepasst. Ich hatte zunächst verschiedene Blöcke entworfen, die ich zu einem langen Streifen zusammen nähen wollte, habe aber dann nach den ersten Nähten festgestellt, dass exaktes, millimetergenaues Nähen wichtig ist und ich mir das Ganze nur erschwere, wenn ich meine vorgegebenen Maße einhalten will. Also habe ich nur die grobe Aufteilung geplant und die einzelnen Stücke mehr nach Optik aneinander genäht.

Nach ein paar Probenähten hat sich bei mir folgende Vorgehensweise - basierend auf den oben verlinkten Anleitungen - herauskristallisiert:

  • Beim geraden Ausrichten der Stoffkante hilft mir mein Patchworklineal, das ich an die Kante anlege.
  • Da das zweite, oben liegende Stoffstück genau 1cm eingerückt werden muss, markiere ich mir diese Linie, in dem ich - wieder mit Hilfe des PW-Lineals - mit dem Falzbein eine Linie in den Stoff drücke. Das geht schneller als eine Markierung mit dem Stift und ist auf jeden Fall hinterher unsichtbar.
  • Beim Annähen weiterer Teile messe ich ab einer bereits existierenden Naht, das wird genauer.
  • Da sich Vorder- und Rückseite des Werkstücks darin unterscheiden, dass einmal eine und einmal zwei Nähte zu sehen sind, muss man beim weiteren Annähen von Teilen beachten, dass beim unten liegenden Teil die 1-Naht-Seite oben liegt, beim oberen Teil die 2-Naht-Seite.
  • Per Definition ist die Seite mit einer Naht die rechte.






Meine Siebdruckmaotive sehen so aus:


Ob ich die mehrfarbigen Drucke verwenden werde ist noch nicht entschieden. Bisher habe ich nur zwei eingearbeitet, die hellgrau ausfallen.
Soweit bin ich bis heute gekommen:


Im Detail:



Das Stück ist jetzt 92cm lang; ein wenig länger muss es noch werden, bevor ich die geraden Bahnen annähen und die Gesamtwirkung beurteilen kann. Ich werde über den Fortgang der Arbeit berichten.

Heute werden die Stoffspielereien von Suschna gesammelt (hier klicken für die Übersicht). Vielen Dank für das Thema und das Sammeln der Beiträge.


Mittwoch, 26. April 2017

Me Made Mittwoch: Grünes Ensemble

Gestern hatte ich endlich Gelegenheit, die Rock-Jacke-Kombination zu tragen, von der ich im Januar hier im Blog berichtet habe. Von Rock und Jacke einzeln gibt es bereits Tragefotos, aber beides zusammen fehlte bisher noch.



Für die Jacke verweise ich auf den Beitrag vom Januar (dort auch die Infos zum Schnitt), der Rock ist bereits hier (etwas scrollen) schon einmal aufgetaucht. Seine Besonderheit: Er war einmal ein Schal und ein längerer Rock mit Saumfransen.

Vom Schnitt der Jacke bin ich nach wie vor sehr angetan; deshalb habe ich ihn inzwischen ein zweites Mal realisiert. Zusammen mit einem Rock aus dem gleichen Stoff ist ein kleines Kostüm entstanden, das ich demnächst hier im Blog zeigen  möchte.

Verlinkt mit: MMM - danke für die Organisation der wöchentlichen Präsentation von selbstgemacher Kleidung an der Frau.



Donnerstag, 20. April 2017

Eco Print Kurs in Speyer: Ein Erlebnis!

Seit ich weiß, dass es diese Kurse gibt, wollte ich einmal mitmachen. Jetzt hat es endlich geklappt. Zur Monatswende März/April habe ich an einem viertägigen Eco Print-Kurs in Brunhilde Scheidmeirs Atelier in Speyer teilgenommen.



Was alles in vier Tage Kurs passt:

  • Rostfärbungen auf Baumwolle
  • Eco Print von den Anfangsgründen bis zu Fortgeschrittenen-Techniken
  • Eco Print von Eukalyptus auf Wolle
  • Tray Dyeing Techniken mit Eisenpulver und Gerbstoffen
  • Low Water Immersion Dyeing mit Pflanzenfarben
  • Eco Print auf Papier
  • Informationen über Gerbstoffe und Beizen
  • Überfärben von weniger gelungenen Eco Prints
  • Verstehen lernen, was bei einer Färbung passiert ist
Neben Kursleiterin Brunhilde war Mitausrichter Fritz Jeromin immer anwesend und hat uns an seinem profunden Färbewissen teilhaben lassen. 

Ich war vor allem gespannt auf die Rostfärbungen und auf die Eukalyptus-Prints, denn das war für mich komplettes Neuland.

Rostfärbungen sind ja total einfach zu machen, denn man arbeitet kalt, braucht außer Stoff nur Eisenpulver bzw. rostige Gegenstände, evtl. Lösungen aus Gerbstoffen und Zeit. Wir haben im Kurs mit Eisenpulver und Gerbstofflösungen aus Gallapfel, Granatapfel und Catechu gearbeitet. Der Stoff wird mit Essigwasser angefeuchtet, dann gefaltet, geknüddelt,  gerollt oder, oder oder ... und in einer flachen Schale ausgelegt. Jetzt streut man das Eisenpulver auf die Oberfläche, hält das Ganze einigermaßen feucht und wartet - Stunden oder auch über Nacht. Wickelt man rostige Gegenstände in Stoff oder um sie herum oder, oder, oder ... muss man i.d.R. mehrere Tage warten, bis der Stoff den Rost angenommen hat. Danach ist gründliches Spülen wichtig, denn es darf kein Rost auf dem Stoff verbleiben, das würde zu Schäden führen. Man kann gleichzeitig oder auch hinterher den Stoff partiell mit den Gerbstofflösungen befeuchten, was zu weiteren Farben führt. Das Gute an den genannten Gerbstoffen (oder auch Tee und Kaffee) ist, dass sie nicht dampffixiert werden müssen.

Baumwoll-Fransenschal mit Rost und Gallapfel

Mein rost-gefärbter Stoff hängt zum trocknen vor Brunhildes Atelier im Baum.


Auf den Eco Print von Eukalyptusblättern auf Wolle war ich sehr gespannt. Ich hatte schon viel davon gelesen und Bilder gesehen, aber dieses tolle Rot-Orange selbst noch nicht erreicht, da ich immer die falsche Sorte Eukalyptus verwendet hatte. Hier gibt es Informationen zu den richtigen Sorten. Der verwendete Stoff ist ein Wolletamin, ungebeizt - das ist wichtig. Die Blätter habe ich in der Mitte des Stoffs (Schalformat) in Rollenbreite aufgelegt, stramm gewickelt sowie eng und kräftig mit Seidenschnüren umwickelt, so dass dieser Bereich weitestgehend von der anschließenden Färbung in einem Blauholzsud ausgespart bleibt. Bei meinen drei Schals sind die Ränder eher grau als blau geraten, was mich aber gar nicht stört - im Gegenteil. Einen blauen hätte ich vielleicht gern gehabt ... aber das kann ich ja jetzt selbst bei mir zuhause versuchen.

So kommt die Rolle aus dem Dämpftopf.


Das Auswickeln beginnt.

nach dem Auswickeln

Der Schal misst immerhin 200x70cm.

 
Ein Schalende zeigt die Spuren der Wicklung - das macht den Gesamteindruck interessant.

Der Abdruck der Eukalyptusblätter im Detail.

Low water immersion dyeing war eine Überraschung für mich, denn ich hatte den Begriff zuvor noch nicht gekannt und wusste auch nicht, dass das im Kurs vorkommen würde. Diese Methode wird vornehmlich mit Procion oder anderen Reaktivfarben praktiziert. Zurück zuhause habe ich ein wenig recherchiert, aber über diese Technik zusammen mit Pflanzenfarben habe ich nichts gefunden. Ein Gutteil Erfahrung damit ist wohl nötig, denn Brunhilde hat das Arrangieren der Stoffe im Glas und die Verteilung der Farben und Zusätze für uns durchgeführt; wir haben nur die grobe Farbrichtung vorgegeben.

 vor dem Dämpfen


Das mit Stoff und Farbe und - wie der Name sagt - wenig Wasser gefüllte und fest verschlossene Glas wird "eingekocht", wie wir das vielleicht mit Gemüse in Weckgläsern aus Großmutters Zeiten noch kennen, d.h. die Gefäße werden wie die Eco Print-Rollen über kochendem Wasser gedämpft.

nach dem Dämpfen

Auch hier kann man die Färbungen nur bis zu einem gewissen Grad steuern. Somit wird jede Arbeit zu einem Unikat.
So kam mein Stoff aus dem Glas:



Und so sieht er aus:


Gefärbt mit Blauholz, Krapp, braunen Zwiebelschalen und verschiedenen Gerbstoffen - alles soweit ich mich erinnere. Das Stoffstück ist 150x100cm groß und hat tatsächlich in dieses Glas gepasst.

Ich habe in dem Kurs viel gelernt. Mal abgesehen davon, dass es großen Spaß gemacht hat und es schön war, neun andere Färbebegeisterte kennenzulernen und mit ihnen vier Tage zusammen zu arbeiten.
Danke an Brunhilde Scheidmeir und Fritz Jeromin, die uns ihr geballtes Färbewissen zur Verfügung gestellt haben.

Dieser Blogpost war bereits vor Ostern so gut wie fertig. Ich habe jedoch mit der Veröffentlichung noch gewartet bis ich den Stoff vom letzten Foto zuhause hatte, denn ich hatte ihn in Speyer liegen gelassen und er musste mir erst zugeschickt werden. Deshalb fehlt er auch im ersten Foto oben, wo alle größeren im Kurs entstandenen Stoffe zu sehen sind.
Inzwischen habe ich auch angefangen, die Eukalyptus-Schals zu säumen. Ich mache zum ersten Mal einen Rollsaum mit der Hand! Bei diesen Schals lohnt sich die Handarbeit wirklich. Meine Quote ist: ca. drei Fernsehabende für einen Schal, bei dem sich immerhin 5,40m Rollsaum summieren. Je nach dem, wie fesselnd der Film ist.


Mittwoch, 12. April 2017

Me Made Mittwoch: Grüner Sommerrock

Als es am Sonntag so schön sonnig und warm war, habe ich eines meiner neuen Sommer-Kleidungsstücke angezogen:

 


Der Rock aus grünem Leinen ist nach dem Schnitt Nr.9 aus der Ottobre 2/2015 entstanden. Im Heft hat er den Namen "Mandarine". Das Modell mit dem interessanten Sattel, der die vorderen Abnäher aufnimmt, hat mir gleich gefallen.

(Ist das zu erkennen?)

Damit dieses Detail auch zur Wirkung kommt, sollte man, finde ich, einen einfarbigen Stoff verwenden. Ein mittleres Leinen, wie bei mir, ist einfach der ideale Stoff dafür. Meinen grasgrünen habe ich einmal für ein anderes Projekt gekauft. dieses aber dann nicht realisiert. Somit lag der Coupon eine Weile im Schrank und war jetzt ideal, um diesen Schnitt zu testen.

Ich kann den Schnitt nur wärmstens empfehlen. Der Rock ist einfach zu nähen, hat ein gewisses Etwas durch den Sattel und ist bequem zu tragen. Ich habe in ihm am Sonntag sogar Gartenarbeit gemacht. Das Top ist alt, war aber das einzige wirklich passende Kombiteil in meinem Schrank.

Da mir der Rock bei der ersten Anprobe etwas zu kurz war, habe ich erstmals den Saum mit einem Schrägstreifen eingefasst, um die Saumzugabe komplett zu nutzen. Irgendwo, die Quelle finde ich gerade nicht, wurden bei einer Umsetzung des Schnitts noch Taschen eingefügt, für die das Schnittteil des Sattels hochkant verwendet wurde. Eine super Idee! Das werde ich nachmachen, wenn ich den Rock nochmals nähe. Auch einen schmalen Bund kann ich mir hier vorstellen.

Dieses Outfit präsentiere ich beim heutigen Me Made Mittwoch, wo wieder Hobbyschneiderinnen ihre selbstgemachten Kleidungsstücke zeigen; auch Gestricktes usw. ist erlaubt, solange es "an der Frau" zu sehen ist. Danke an die Organisation.

Samstag, 8. April 2017

Eco Print-Kurs in Speyer: Kleine Vorschau

Zur Monatswende (30.3. bis 2.4.2017) war ich Teilnehmerin eines Eco Print-Kurses im Textilstudio Speyer, wo Inhaberin Brunhilde Scheidmeir und Mitveranstalter Fritz Jeromin uns die Grundlagen dieser spannenden Färbetechnik vermittelt haben.
Das waren ganz wunderbare vier Tage!
Ein ausführlicher Bericht ist in Arbeit, dauert aber noch ein wenig.

Hier und heute nur zwei Fotos: (Klick aufs Bild vergrößert)

ein "Abfallprodukt" beim Eco Print


Eco Print auf Papier